Erst der Anfang
28. Mai 2010 | Von Lukas Ruge | Kategorie: Meinung | Letzte Änderung: 28. Mai 2010 um 01:10 UhrWolfgang Kubicki hat die Ruhe weg. Wenn man Fraktionsforsitzender der FDP im Landtag Schlswig-Holsteins und Anwalt ist, lernt man das wahrscheinlich. Klienten und Fraktionsmitglieder sind sicher manchmal schwieriger als 700 wütende Studenten, insbesondere FDP-Fraktionsmitglieder. Und so steht er ganz ruhig da und lässt sich auspfeifen, das kostet ihn ja auch gar nichts außer Zeit und nachher kann er allen erzählen: “Ich habe mich den Fragen gestellt.” – “Ich bin bis zum bitteren Ende geblieben.” und die Medien schreiben davon, wie mutig er ist, dass er sich allen Fragen gestellt hat und bis zum Ende blieb. Sie schreiben nicht, dass Wolfgang Kubicki nichts Intelligentes von sich gegeben hat.
Dass er wohl nicht viel über die Auswirkungen der Wirtschaftskrise für den Mittelstand reden würde, war ihm sicher klar, als er nach Lübeck gefahren ist, spätestens als er sah, dass die meisten Zuhörer im kleinen Konferenzraum “Stockholm 3″ Studenten waren.
Ein Profi nimmt sowas gelassen, holt die eingeübten Phrasen hervor und drischt sie für eine Stunde. Dass er nicht beantworten konnte, wie er die verzahnten Strukturen zwischen technischer und medizinischer Fakultät auflösen will. Auch wenn er nicht erklären konnte, warum man eine der besten medizinischen Fakultäten schließen will. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie viel es die Kommune oder auch das Land kosten würde. Obgleich er denkbar uninformiert war über die Verteilung von Exzellenzclustern, nicht wusste, wie viele Studenten an dieser Universität welches Fach studieren oder wie die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule aussieht, ließ sich Kubicki nicht aus der Ruhe bringen.
“Wir haben diese finanzielle Situation ja nicht verursacht” stöhnt er geschickt eingeübt unter der finanziellen Last und erhebt pathetisch seinen Finger, wenn er mahnt: “Wir können das Land ja nicht in den Ruin führen”. Dass die Schließung der Uni zumindest für die Region der Ruin ist, weiß er nicht, das spielt in seiner Logik auch gar keine Rolle.
Immer wieder betont er, es handle sich um eine Liste von Vorschlägen. Alles könne bis Dezember, denn da trifft der Landtag seine Entscheidung, diskutiert werden. Wenn denn wirklich das Fraunhofer ginge, wenn die Medizin verschwände, wenn der Schaden für die Region wirklich so schlimm wäre, wenn das wirklich das Ende der Uni wäre. Kubicki bleibt im Konjunktiv. Die Bereitschaft zur Diskussion, die dies suggeriert ist sicherlich nicht ernst gemeint.
Mit der Demo danach setzten wir Studenten ein gut hörbares Zeichen, das dritte in dieser Woche nach 1500 Demonstranten am Dienstag für das UKSH und den Bildungsstandort Lübeck, nach einer überfüllten Senatssitzung mit weit über 600 Teilnehmern marschierten nun 700 Studenten und Mitarbeiter der Universität unterstützt durch die FH und viele Lübecker spontan, erst am selben Tag mobilisiert, durch Lübeck. Sie sind hier, sie sind laut. Die Demonstration bleibt absolut friedlich, die Teilnehmer informieren die Lübecker mit Flyern.
Das Beste daran ist, dass dies erst der Auftakt war. Dies ist Woche 1. Schleswig-Holstein kann sich auf etwas gefasst machen. Am 16. Juni – soviel steht schon mal fest – stehen wir in Kiel. Lübeck kämpft.
Schoener Artikel.
Die LN Hat Kubicki auch ein bisschen als Opfer dargestellt:
“[...] 300 Studenten blockierten die Limousine des FDP-Fraktionsvorsitzenden im Kieler Landtag, um gegen die Schließung der Medizinischen Fakultät mobil zu machen. Aufgrund des heftigen Drucks stellte Kubicki sich nach seinem Vortrag [...] draußen der Menge. Unter zum Teil wüsten Beschimpfungen der Demonstranten war ein Dialog jedoch nahezu unmoeglich.”
Wer hat denn da eine Limo gesehen? Und wueste Beschimpfungen?
Ihr solltet so lange streiken, bis das totale Chaos ausbricht.
Den Investor möchte ich dann sehen, der da noch investiert!